Latein
IX. Vulpis et Caper
Homo in periclum simul ac uenit callidus, reperire effugium quaerit alterius malo. Cum decidisset uulpes in puteum inscia et altiore clauderetur margine, deuenit hircus sitiens in eundem locum. Simul rogauit, esset an dulcis liquor et copiosus, illa fraudem moliens: "Descende, amice; tanta bonitas est aquae, uoluptas ut satiari non possit mea." Immisit se barbatus. Tum uulpecula euasit puteo, nixa celsis cornibus, hircumque clauso liquit haerentem uado.
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Übersetzung
IX. Der Fuchs und der Ziegenbock
Sobald ein schlauer Mensch in Gefahr gerät, sucht er durch das Unglück eines anderen einen Ausweg zu finden. Als ein Fuchs unversehens in einen Brunnen gefallen war und durch den zu hohen Rand eingeschlossen wurde, kam ein dürstender Ziegenbock an denselben Ort. Sowie er fragte, ob das Wasser süß und reichlich sei, versüßte jener seine Täuschung: „Steig herab, Freund; dem Wasser ist eine solch gute Beschaffenheit zu eigen, dass mein Drang nicht gestillt werden kann.“ Der Bärtige stürzte sich hinein. Darauf entkam der Fuchs dem Brunnen, weil er sich auf die emporragenden Hörner stützte, und ließ den Ziegenbock in der abgeschlossenen Tiefe zurück.
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