Latein
XII. Cervus ad Fontem
Laudatis utiliora quae contempseris, saepe inveniri testis haec narratio est. Ad fontem cervus, cum bibisset, restitit, et in liquore vidit effigiem suam. Ibi dum ramosa mirans laudat cornua crurumque nimiam tenuitatem vituperat, venantum subito vocibus conterritus, per campum fugere coepit, et cursu levi canes elusit. Silva tum excepit ferum; in qua retentis impeditus cornibus lacerari coepit morsibus saevis canum. Tum moriens edidisse vocem hanc dicitur: 'O me infelicem, qui nunc demum intellego, utilia mihi quam fuerint quae despexeram, et, quae laudaram, quantum luctus habuerint'.
|
Übersetzung
XII. Der Hirsch bei der Quelle
Diese Erzählung ist Zeuge, dass das, was du verachtet hast, oft als nützlicher angesehen wird als gelobte Dinge. Bei einer Quelle machte ein Hirsch Halt, als er getrunken hatte, und im Wasser sah er ein Abbild. Während er dort sein weit verzweigtes Geweih bewundernd lobt, und die zu große Zartheit seiner Beine kritisiert, begann er, plötzlich erschreckt durch die Stimmen der Jagenden, über das Feld zu fliehen, und mit leichtem Lauf wich er den Hunden aus. Dann nahm der Wald den Hirsch auf; in diesem fing er an, behindert durch die zurückgehaltenen Hörner, von den wütenden Bissen der Hunde zerfleischt zu werden. Es heißt, dass er dann sterbend diesen Ausspruch von sich gegeben habe: „O ich Unglücklicher, der ich nun endlich einsehe, wie nützlich mir das gewesen ist, was ich verachtete hatte, und wie viel Trauer das mit sich gebracht hat, was ich gelobt hatte.“
|