Latein
Audiuere, Lyce, di mea uota, di
audiuere, Lyce: fis anus, et tamen
uis formosa uideri
ludisque et bibis impudens
et cantu tremulo pota Cupidinem 5
lentum sollicitas. Ille uirentis et
doctae psallere Chiae
pulchris excubat in genis.
Importunus enim transuolat aridas
quercus et refugit te quia luridi 10
dentes, te quia rugae
turpant et capitis niues.
Nec Coae referunt iam tibi purpurae
nec cari lapides tempora, quae semel
notis condita fastis 15
inclusit uolucris dies.
Quo fugit Venus, heu, quoue color, decens
quo motus? Quid habes illius, illius,
quae spirabat amores,
quae me surpuerat mihi, 20
felix post Cinaram notaque et artium
gratarum facies? Sed Cinarae breuis
annos fata dederunt,
seruatura diu parem
cornicis uetulae temporibus Lycen, 25
possent ut iuuenes uisere feruidi
multo non sine risu
dilapsam in cineres facem.
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Übersetzung
Die Götter, Lyce, haben meine Gebete gehört, die Götter haben sie gehört, Lyce: Du wirst eine alte Frau, und dennoch willst du schön erscheinen, vergnügst dich und trinkst schamlos
und erregst betrunken mit zitterndem Gesang den säumigen Armor. Jener ruht auf den frischen und schönen Wangen von Chia, die fähig ist, die Zither zu spielen.
Denn er fliegt schroff an trockenen Eichen vorbei und meidet dich, weil dich gelbliche Zähne, weil dich Runzeln entstellen und der Schnee deines Hauptes.
Weder koischer Purpur noch teure Edelsteine bringen dir die Zeiten wieder, die, verborgen in den bekannten Jahrbüchern, der flüchtige Tag einmal verschloss.
Wohin entschwand deine Schönheit, ach, wohin deine Farbe, wohin dein anmutiger Gang? Was hast du noch von jener, von jener, die Liebe geatmet hat, die mir mich selbst entwendet hatte,
glücklich nächst Cinara, berühmt und ein Antlitz angenehmer Künste? Aber das Schicksal gewährte Cinara nur wenige Jahre, Lyce bewahrt es lange,
gleich der Zeit einer alten Krähe, sodass die heißblütigen Jünglinge nicht ohne viel Lachen die zu Asche verfallene Fackel sehen können.
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