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deutsche Übersetzungen zu lateinischen Texten
Autoren

Horaz


Oden 3,11


Latein


Mercuri, -- nam te docilis magistro
mouit Amphion lapides canendo, --
tuque testudo resonare septem
     callida neruis,

nec loquax olim neque grata, nunc et               5
diuitum mensis et amica templis,
dic modos, Lyde quibus obstinatas
     applicet auris,

quae uelut latis equa trima campis
ludit exultim metuitque tangi,               10
nuptiarum expers et adhuc proteruo
     cruda marito.

Tu potes tigris comitesque siluas
ducere et riuos celeres morari;
cessit inmanis tibi blandienti               15
     ianitor aulae

Cerberus, quamuis furiale centum
muniant angues caput eius atque
spiritus taeter saniesque manet
     ore trilingui.               20

Quin et Ixion Tityosque uoltu
risit inuito, stetit urna paulum
sicca, dum grato Danai puellas
     carmine mulces.

Audiat Lyde scelus atque notas               25
uirginum poenas et inane lymphae
dolium fundo pereuntis imo
     seraque fata,

quae manent culpas etiam sub Orco.
Impiae (nam quid potuere maius?)               30
impiae sponsos potuere duro
     perdere ferro.

Vna de multis face nuptiali
digna periurum fuit in parentem
splendide mendax et in omne uirgo               35
     nobilis aeuom,

'Surge', quae dixit iuueni marito,
'surge, ne longus tibi somnus, unde
non times, detur; socerum et scelestas
     falle sorores,               40

quae uelut nactae uitulos leaenae
singulos eheu lacerant. Ego illis
mollior nec te feriam neque intra
     claustra tenebo.

Me pater saeuis oneret catenis,               45
quod uiro clemens misero peperci,
me uel extremos Numidarum in agros
     classe releget.

I, pedes quo te rapiunt et aurae,
dum fauet Nox et Venus, i secundo               50
omine et nostri memorem sepulcro
     scalpe querellam.'

Übersetzung


Merkur, durch dich als Meister nämlich gelehrig, rührte Amphion durch sein Singen die Steine, und du, Laute, bist geübt darin, auf 7 Saiten widerzuhallen,

einst weder geschwätzig noch willkommen, jetzt sowohl an den Tischen der Reichen als auch willkommen in Tempeln, gib Weisen von dir, denen Lyde ihre eigenwilligen Ohren zuwenden möge,

die gleich einer dreijährigen Stute auf weiten Ebenen in ausgelassenen Sprüngen tobt und sich scheut, berührt zu werden, frei von einer Ehe und immer noch unreif für einen ausgelassenen Gatten.

Du kannst Tiger und Wälder als Begleiter führen und eilende Bäche hemmen; der riesige Torhüter des Hades, Cerberus, wich vor dir Schmeichelnden,

auch wenn sein schreckliches Haupt 100 Schlangen schützen und abscheulicher Atem und Eiter aus seinem dreizüngigen Maul fließen.

Ja sogar Ixion und Tityus lachten mit unfreiwilliger Miene, trocken stand kurze Zeit der Krug, während du mit einem angenehmen Lied die Töchter des Danaus entzückst.

Lyde soll von dem Verbrechen und den bekannten Strafen der Jungfrauen hören, von dem leeren Fass, dem unten am Boden das Wasser durchläuft und von späten Verhängnissen,

die der Schuld noch immer im Orkus harren. Frevelhaft (denn was vermochten sie Heftigeres?), frevelhaft konnten sie mit dem harten Stahl ihre Bräutigame töten.

Eine einzige von vielen war der Hochzeitsfackel würdig, sie war glanzvoll täuschend gegenüber ihrem meineidigen Vater und für alle Zeit eine ehrbare Frau,

die zu ihrem jungen Ehemann sprach: „Erhebe dich, erhebe dich, damit dir kein langer Schlaf zuteil werde, woher du es nicht befürchtest; entgehe dem Schwiegervater und den ruchlosen Schwestern,

die, wie Löwinnen die einzelne Kälber, die sie vorgefunden haben, ach, zerfleischen. Ich bin sanfter als jene und werde dich weder töten noch im Käfig halten.

Mag mich der Vater mit grausamen Ketten belasten, weil ich gütig meinen armen Mann geschont habe, oder mich auf einem Schiff zu den entferntesten Gebieten der Numider verbannen.

Geh, wohin dich deinen Füße und die Winde treiben, solange dir die Nacht und Venus gewogen sind, geh mit günstigem Vorzeichen und ritze in mein Grab eine erinnernde Klage.“

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