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Cicero


Pro Ligario

Latein


[1] I. Nouum crimen, C. Caesar, et ante hanc diem non auditum propinquus meus ad te Q. Tubero detulit, Q. Ligarium in Africa fuisse, idque C. Pansa, praestanti uir ingenio, fretus fortasse familiaritate ea quae est ei tecum, ausus est confiteri. Itaque quo me uertam nescio. Paratus enim ueneram, cum tu id neque per te scires neque audire aliunde potuisses, ut ignoratione tua ad hominis miseri salutem abuterer. Sed quoniam diligentia inimici inuestigatum est quod latebat, confitendum est, opinor, praesertim cum meus necessarius Pansa fecerit ut id integrum iam non esset, omissaque controuersia omnis oratio ad misericordiam tuam conferenda est, qua plurimi sunt conseruati, cum a te non liberationem culpae sed errati ueniam impetrauissent.




[2] Habes igitur, Tubero, quod est accusatori maxime optandum, confitentem reum, sed tamen hoc confitentem se in ea parte fuisse qua te, qua uirum omni laude dignum patrem tuum. Itaque prius de uestro delicto confiteamini necesse est quam Ligari ullam culpam reprehendatis. Q. enim Ligarius, cum esset nulla belli suspicio, legatus in Africam C. Considio profectus est; qua in legatione et ciuibus et sociis ita se probauit ut decedens Considius prouincia satis facere hominibus non posset, si quemquam alium prouinciae praefecisset. Itaque Ligarius, cum diu recusans nihil profecisset, prouinciam accepit inuitus; cui sic praefuit in pace ut et ciuibus et sociis gratissima esset eius integritas et fides.





[3] Bellum subito exarsit quod qui erant in Africa ante audierunt geri quam parari. Quo audito partim cupiditate inconsiderata, partim caeco quodam timore primo salutis, post etiam studi sui quaerebant aliquem ducem, cum Ligarius domum spectans, ad suos redire cupiens, nullo se implicari negotio passus est. Interim P. Attius Varus, qui praetor Africam obtinuerat, Vticam uenit; ad eum statim concursum est. Atque ille non mediocri cupiditate adripuit imperium, si illud imperium esse potuit, quod ad priuatum clamore multitudinis imperitae, nullo publico consilio deferebatur. Itaque Ligarius, qui omne tale negotium fugeret, paulum aduentu Vari conquieuit.






[4] II. Adhuc, C. Caesar, Q. Ligarius omni culpa uacat. Domo est egressus non modo nullum ad bellum, sed ne ad minimam quidem suspicionem belli; legatus in pace profectus in prouincia pacatissima ita se gessit ut ei pacem expediret. Profectio certe animum tuum non debet offendere. Num igitur remansio? Multo minus. Nam profectio uoluntatem habuit non turpem, remansio necessitatem etiam honestam. Ergo haec duo tempora carent crimine, unum cum est legatus profectus, alterum cum efflagitatus a prouincia praepositus Africae est.


[5] Tertium tempus, quod post aduentum Vari in Africa restitit, si est criminosum, necessitatis crimen est, non uoluntatis. An ille si potuisset illinc ullo modo euadere, Vticae quam Romae, cum P. Attio quam cum concordissimis fratribus, cum alienis esse quam cum suis maluisset? Cum ipsa legatio plena desideri ac sollicitudinis fuisset propter incredibilem quendam fratrum amorem, hic aequo animo esse potuit belli discidio distractus a fratribus?

Übersetzung


(1) Ein neues und vor diesem Tag nicht gehörtes Verbrechen, C. Caesar, hat Quintus Tubero, mein Verwandter, vor dich gebracht: Dass Ligarius in Afrika gewesen sei, und das wagte C. Pansa, ein Mann von vorzüglicher Begabung, vielleicht vertrauend auf die Freundschaf, die dieser mit dir pflegt, zu gestehen. Deshalb weiß ich nicht, wohin ich mich wenden soll. Denn ich war vorbereitet gekommen, da du dieses weder durch dich selbst wissen, noch es von anderswoher gehört haben konntest, deine Ahnungslosigkeit auszunutzen, um dem armen Menschen zu retten. Weil aber nun die Sorgfalt des Feindes aufgespürt hat, was verborgen war, muss man es, meine ich, eingestehen, zumal weil mein Freund Pansa dafür sorgte, dass dies nicht mehr unberührt ist, und nachdem ich das Betreiben unterlassen habe, muss die Rede vollkommen auf deine Barmherzigkeit ausgerichtet werden, die sehr viele gerettet hat, weil sie von dir nicht die Befreiung von einer Schuld, sondern Nachricht für einen Irrtum erlangt hatten.
(2) Folglich hast du, Tubero, was einem Kläger am meisten zu wünschen ist, einen Angeklagten, der gesteht, aber dennoch einen, der gesteht, dass er auf der gleichen Seite gewesen sei, wie du und dein Vater, ein Mann großen Lobes würdig. Deshalb ist es notwendig, dass ihr zuerst euer eigenes Verschulden gesteht, als dass ihr irgendeine Schuld des Ligarius tadelt. Denn Ligarius ist als Legat unter C. Considius nach Afrika gegangen, weil es keinen Verdacht auf Krieg gab; er hat sich bei der Legatentätigkeit sowohl bei den Bürgern als auch bei den Bundesgenossen so sehr hervorgetan, dass Considius, als er die Provinz verließ, die Leute nicht zufriedenstellen konnte, wenn er irgendeinem anderen die Aufsicht über die Provinz übertragen hätte. Deshalb hat Ligarius, obwohl er sich lange verweigert hatte und keine Fortschritte gemacht hatte, unfreiwillig die Provinz übernommen; im Frieden führte er sie so, dass seine Uneigennützigkeit und Treue sowohl den Bürgern als auch den Bundesgenossen sehr willkommen war.
(3) Plötzlich entbrannte der Krieg, von dem die, die in Afrika waren, vorher von dem Führen (des Krieges) hörten, als von den Vorbereitungen dafür. Nachdem sie davon gehört hatten, suchten sie teils aus übereiltem Verlangen, teils blind vor einer gewissen Furcht zuerst für ihre Rettung, danach auch wegen ihrer Parteilichkeit, irgendeinen Führer, während Ligarius, mit Blick auf das zu Hause und mit dem Wunsch, zu den seinen zurückzukehren, sich in keine Angelegenheit hineinziehen ließ. Inzwischen kam P. Attius Varus, der damals Statthalter in Afrika gewesen war, nach Utica. Zu ihm ist man sofort zusammengelaufen. Jener riss sogar mit nicht geringem Verlangen den Oberbefehl an sich, wenn jenes ein Oberbefehl sein konnte, was einem amtlosen Mann durch das Geschrei einer unerfahrenen Menge, ohne staatliche Verfügung übertragen wurde. Deshalb kam Ligarius nach der Ankunft des Varus ein wenig zur Ruhe, der vor allen Angelegenheiten dieser Art zu entkommen versuchte.
(4) Bis jetzt, C. Caesar, ist Ligarius frei von aller Schuld. Er hat das zu Hause verlassen, als es nicht nur keinen Krieg, sondern auch nicht den kleinsten Verdacht eines Krieges gab. Er, der im Frieden als Legat aufgebrochen war, hat sich in der sehr friedlichen Provinz so verhalten, dass es für ihn nützlich war, dass Frieden war. Der Aufbruch dürfte deinem Gemüt sicher nicht missfallen. Folglich dann sein Bleiben? Dieses viel weniger. Denn sein Aufbruch hatte dem Wunsche nach nichts Schimpfliches, sein Bleiben war sogar eine ehrenvolle Notwendigkeit. Also sind diese beiden Zeitabschnitte frei von Schuld, der eine, weil er als Legat gegangen ist, der andere, weil er auf das inständige Fordern der Provinz Leiter Afrikas wurde.
(5) Wenn der dritte Zeitraum, den er nach der Ankunft des Varus in Afrika zugebracht hat, ein Verbrechen ist, ist diese Schuld eine Notwendigkeit, keine Absicht. Oder hätte jener, wenn er auf irgendeine Art von dort hätte entkommen können, sich in Utica, als in Rom, bei P. Attius, als bei seinen sehr einträchtigen Brüdern, unter Freunden, als bei seinen Angehörigen aufgehalten? Wenn selbst das Adjutantenamt wegen einer unglaublichen Liebe zu seinen Brüdern von Sehnsucht und Leid gewesen ist, wie konnte es ihm in seiner Seele gleich sein, dass ihn die Zwietracht des Krieges von seinen Brüdern trennte.

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